Was du immer schon wissen wolltest ...

... und doch nie gefragt hast

Wie lange dauert die Priesterausbildung?

Die Ausbildung bis zur Priesterweihe dauert im Durchschnitt sieben Jahre. Dazu zählen das propädeutische Jahr, mindestens vier Jahre Ausbildung im Priesterseminar und zeitgleich Absolvierung des Theologiestudiums (5-jähriges Studium) und das Pastoraljahr als Diakon. Bei Bedarf kann die Ausbildungsleitung auch bestimmte Praktika oder Auszeiten einschieben, um Schwerpunkte zu vertiefen und zu erweitern oder Reifungsprozesse zu ermöglichen. Doch auch nach der Priesterweihe geht die Ausbildung weiter. Sie dauert letztlich das ganze Leben lang an und setzt voraus, dass jeder bereit ist, immer wieder neu an sich zu arbeiten.

Darf ich nur in der Heimatdiözese Seminarist werden?

Nein, jemand kann unter Umständen auch seine Diözese wechseln. Dies geschieht eher selten. Allerdings sollten die Gründe dafür transparent und Ausdruck der Berufung sein. Es geht nicht, dass jemand vor Problemen flieht oder sich bestimmten Herausforderungen nicht stellen will. Außerdem sollte der Wechsel im Einverständnis mit beiden Diözesanbischöfen geschehen. Sollte es bereits in der Heimatdiözese ungeklärte Schwierigkeiten gegeben haben, wird einer Aufnahme in einer anderen Diözese nicht stattgegeben.

Wie leben Priester ihre Sexualität?

Sexualität ist ein großes Geschenk, das jeder Mensch erhalten hat. Priester versprechen, auf das Ausleben der genitalen Sexualität zu verzichten. Dies bleibt eine lebenslange Aufgabe und Herausforderung. Es ist notwendig, dass sich Priesteramtskandidaten schon in der Ausbildungszeit mit ihrer Sexualität konfrontieren und auseinandersetzen und Wege lernen, mit ihren Bedürfnissen nach Liebe, Zärtlichkeit sowie mit allen affektiven Kräften so umzugehen, dass sie dadurch Gott und den Mitmenschen dienen können. Die positive Kraft der Sexualität soll integriert werden. 

Muss ich die Matura haben, um Priester zu werden?

Die Zulassung zur Priesterweihe setzt ein abgeschlossenes Theologiestudium voraus. Für dieses ist normalerweise das Maturazeugnis Voraussetzung. Sollte jemand aber keine Matura haben und dennoch den Weg zum Priestertum gehen wollen, kann der Kandidat eine so genannte Studienberechtigungsprüfung ablegen.

Kann ich den Beruf wechseln, wenn er mir nicht gefällt, bzw. gibt es Priester auf Zeit?

Der priesterliche Dienst ist in erster Linie nicht ein Beruf, sondern eine Berufung. Gott ruft einen Menschen für einen Dienst in der Kirche. Dieser Ruf Gottes und die daraus wachsende Berufung sind nicht einfach nur auf Zeit angelegt, sondern zielen auf eine Lebensentscheidung ab. Deshalb kann man den priesterlichen Dienst nicht einfach aufgeben, wenn man einmal eine schwierige Zeit durchlebt. Es hilft aber, Schwierigkeiten im vertrauten Rahmen anzusprechen und sich beraten zu lassen. „Priester auf Zeit gibt es nicht.

Sind alle Priester Pfarrer?

Nein, denn Priester wird man durch die Priesterweihe, Pfarrer hingegen durch eine zusätzliche Beauftragung durch den Bischof. Im Alltag hat sich das Wort „Pfarrer“ als Bezeichnung für alle Priester eingebürgert. Pfarrer sind aber nur jene Priester, welche eine Pfarrgemeinde leiten.

Gibt es einen Unterschied zwischen Priester, Pfarrer, Pastor, Prälat, Probst, Prior, Pater usw.?

Ja, denn Priester wird man durch die Priesterweihe. Ein Pfarrer hingegen ist ein Priester, der eine Pfarrei leitet. Ihm zur Seite steht ein zumeist jüngerer Priester, den man Kooperator nennt. Er ist ein Mitarbeiter des Pfarrers in der Seelsorge. Er kooperiert mit ihm. Für diesen Dienst wird mancherorts auch der Ausdruck Kaplan verwendet. Ein Vikar ist allgemein ein Priester, der eine Stellvertreteraufgabe innehat. Der Pfarrvikar ist der Stellvertreter des Pfarrers (Kooperator oder Kaplan). Der Generalvikar ist der Stellvertreter des Bischofs, dem Leiter einer Diözese. Als solcher wird er auch als Ortsordinarius bezeichnet. Ein Bischofsvikar ist ein Stellvertreter des Bischofs für einen bestimmten Aufgabenbereich. Ein Dekan (auch Dechant) leitet ein Dekanat. Ein Kanonikus ist ein Mitglied des Domkapitels der Bischofskirche. Das Domkapitel ist eine Priestergemeinschaft, welche die Seelsorge an der Bischofskirche betreut. Mit dem Ausdruck Propst (vom lateinischen Wort praepositus) wird in der Kirche ein Vorsteher bezeichnet. Der Dompropst ist die erste Dignität, d.h. der höchste Würdenträger des Domkapitels. Der Ausdruck Prälat kommt vom lateinischen Wort praelatus (vorstehen, bzw. bevorzugt sein) und bezeichnet allgemein geistliche Würdenträger der katholischen Kirche. Der lateinische Ausdruck Pastor bedeutet zu Deutsch: Hirte. Die Leiterinnen und Leiter von Gemeinden werden vor allem in der evangelischen Kirche als Pastorinnen und Pastoren bezeichnet. Als Presbyterium bezeichnet man die Gemeinschaft der Priester einer Diözese. Den Vorsitz dieser Gemeinschaft hat der Bischof inne. Die Gesamtheit der Bischöfe wiederum ist der Episkopat. Als Frater (Bruder) bezeichnet man ein Mitglied einer Ordensgemeinschaft. Im Gegensatz zu einem Pater (Vater) ist ein Frater aber noch kein geweihter Priester. Eine Ausnahme bilden die franziskanischen Orden. Dort werden auch geweihte Priester als Bruder bezeichnet. Der Abt ist der Vorsteher einer Klostergemeinschaft. Er trägt wie ein Bischof Brustkreuz, Ring und Mitra. Allerdings wird er zum Abt gewählt und nicht ernannt. Die Abtweihe ist kein Sakrament wie die Bischofsweihe, sondern eine Segnung. Auch der Titel Kardinal bezeichnet keine Stufe des Weiheamtes, sondern ist eine verliehene Würde. Der Stellvertreter des Abtes in der Klostergemeinschaft ist der Prior (vom Lateinischen: der Frühere).

Gibt es eine Aufnahmeprüfung ins Seminar?

Es gibt keine Aufnahmeprüfung, aber es sind verschiedene Aufnahmegespräche vorgesehen, die der Kandidat mit dem Regens, dem Spiritual und dem psychologischen Berater führen muss.

Was passiert, wenn sich ein Priester verliebt?

Zuerst einmal ist es ganz normal, dass sich Menschen verlieben. Also kann es auch einem Priester passieren. Es ist wichtig, dass der Priester darüber im vertrauten Rahmen sprechen kann und sich seiner Gefühle klar wird. So können Wege gesucht werden, diese Erfahrung gut in das eigene Leben zu integrieren und der persönlichen Grundentscheidung treu zu bleiben.

Warum dürfen Priester nicht heiraten?

Die römisch-katholische Kirche ist der Überzeugung, dass die Ehelosigkeit die angemessene Lebensform für einen Priester ist. Die katholische Kirche begründet dies damit, dass Jesus selbst nach dem Zeugnis der Evangelien nicht verheiratet war und dass ein Priester ganz und ungeteilt für die ihm anvertrauten Menschen da sein soll. Deshalb ist die Bereitschaft zum Zölibat (so bezeichnet man die aus religiösen Gründen gewählte Ehelosigkeit) für einen Priesteramtskandidaten in der römisch-katholischen Kirche eine Zulassungsbedingung zur Priesterweihe.

Darf ein Priester mit einer Frau befreundet sein?

Ja, es ist wichtig, dass auch Priester gute Freundschaften zu beiden Geschlechtern pflegen und sich mit befreundeten Menschen austauschen können. Solche Freundschaften können den Weg des Priesters stärken und bereichern. Nicht angemessen ist eine solche Freundschaft, wenn sie zu einem Doppelleben der Beteiligten führt.

Wird jeder, der anfragt, geweiht?

Nein. Die Kandidaten werden auf ihrem Berufungsweg begleitet und auch geprüft. Sollten die Ausbildner und der Bischof als Letztverantwortlicher zum Schluss kommen, dass sich der Kandidat nicht eignet, wird er nicht zur Weihe zugelassen.

Wenn ich manchmal Glaubenszweifel habe, bin ich dann noch geeignet, Priester zu werden?

Ja, denn Zweifel können auch wachsen und reifen lassen. Wenn wir nie unseren Glauben angezweifelt hätten, würden wir heute noch unseren Kinderglauben haben. Durch den Zweifel kann sich der Glaube an Gott verändern und vertiefen. Es braucht aber den Mut, den Zweifel auszuhalten.

Darf ein Priester an Gott zweifeln?

Zweifel gehören zum Glauben dazu. Jeder gläubige Mensch wird in seinem Leben wohl schon einmal an Gott gezweifelt haben. Dies hat oft damit zu tun, dass wir Menschen uns ein falsches Bild von Gott machen. Der Zweifel kann uns helfen, dieses Bild zu durchbrechen, um Gott neu und besser zu verstehen. Insofern darf auch ein Priester zweifeln.

Wie schaut der Seminaralltag aus?

Der Seminaralltag beginnt mit dem morgendlichen Gebet der Laudes. Dann folgt das Frühstück. Im Laufe des Vormittags studieren die Seminaristen gemeinsam mit den Studenten der Hochschule in den Vorlesungsräumen. Nach dem Mittagsgebet, dem Mittagessen und einer angemessenen Mittagspause folgen wiederum Vorlesungen und Seminare. Die gemeinsame Feier der Messe, das Abendessen und manchmal auch ein gemeinsames Abendprogramm beschließen den Tag. Von Freitag bis Sonntag sind die Seminaristen oft in ihren Praktikumspfarreien eingesetzt.

Gibt es eine Altersgrenze beim Eintritt ins Seminar?

Früher war es so, dass die meisten Kandidaten sofort nach der Matura ins Seminar eingetreten sind. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Manchmal entscheiden sich auch Menschen reiferen Alters für den Weg ins Priesterseminar. Die italienische Bischofskonferenz schreibt keine Altersgrenze vor, verlangt aber eine genaue Prüfung des Kandidaten.

Wie alt muss man mindestens sein, um ins Seminar einzutreten?

Das Mindestalter für den Eintritt beträgt 18 Jahre.

Wie viel verdient ein Priester?

Das Besoldungssystem in Italien sieht vor, dass ein Priester eine so genannte Unterhaltsentschädigung erhält. Die Höhe wird durch ein Punktesystem berechnet. Ein Punkt entspricht einem Bruttopunktwert von 12,36 Euro. Jeder Priester hat 80 Basispunkte. Das entspricht einem Betrag von 988,80 Euro. Entsprechend besonderer Aufträge und Arbeiten können noch einige Basispunkte hinzukommen. Das Gehalt ist also nicht sehr hoch. Dennoch können Priester damit sehr gut ein einfaches Leben führen.

Dürfen auch Frauen zu Priesterinnen geweiht werden?

Nein, nach Lehre der Kirche können nur getaufte Männer gültig das Sakrament der Priesterweihe empfangen. Die Kirche beruft sich dabei hauptsächlich darauf, dass Jesus nur Männer zu Aposteln berufen hat und dass es in der Tradition der römisch-katholischen Kirche nie die Praxis der Weihe von Frauen gegeben hat. 

Kann man als Ordensmann Diözesanpriester werden und umgekehrt?

Ja, das ist grundsätzlich möglich. Für beide Fälle, wenn ein Ordenspriester aus dem Orden austritt und in eine Diözese eingegliedert wird – dies nennt man Inkardination – oder wenn ein Diözesanpriester in einen Orden eintreten möchte, gibt es genaue Regelungen hinsichtlich des Prozedere und der Fristen. Wichtig ist, dass ein solcher Prozess wohlüberlegt, in Treue zur Berufung, die man spürt, und im Einvernehmen sowohl mit dem Ortsbischof wie auch mit dem Ordensoberen geschieht.

Gibt es Prävention von sexuellem Missbrauch?

Ja, die Prävention von sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt ist fester Bestandteil der priesterlichen Ausbildung. Priesteramtskandidaten werden mit der Problematik konfrontiert und setzen sich mit ihr intensiv auseinander. Die beste Prävention geschieht durch eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen sexuellen und emotionalen Bedürfnissen und durch eine gereifte Sexualität und Emotionalität.