Priester im Bild

Ein Beruf, viele Facetten

Pfarrer einer Gemeinde zu sein ist wohl jenes Bild, das die meisten Menschen vom Priester haben. Die Seelsorgetätigkeit in den Pfarreien ist auch tatsächlich eine der Kernaufgaben des Priestertums. Dennoch lässt sich der Priesterberuf nicht auf die Pastoraltätigkeit reduzieren. Die Einsatzbereiche, in denen Priester tätig sind, sind vielfältig und manchmal auch unerwartet

Christoph Schweigl

  • geb. 06. 08. 1976 in Meran
  • Studium der Theologie und Philosophie in Brixen und Padua
  • am 24. 06. 2006 in Brixen zum Priester geweiht

Vormaliger Jugendseelsorger der Diözese und Spiritual des Vinzentinums, jetziger Dekan von Sterzing

Warum haben Sie als Priester diese Aufgabe/Funkton übernommen?
Ich wurde vom Bischof gefragt und er hat mich darum gebeten, die Aufgabe des Dekans von Sterzing und damit verbundener weiterer Aufgabenbereiche zu übernehmen. Veränderungen tun gut und gehören zum Leben dazu. Heute bin ich dankbar, dass ich bereit war, die bisherigen Aufgaben, die an mich herangetragen wurden, anzunehmen und fühle mich hier in Sterzing und in der Seelsorgeeinheit Wipptal wohl und immer „heimischer“.

Was ist das Spannende daran?
Mit Menschen auf dem Weg zu sein, mit ihnen den Lebensweg als Glaubensweg gehen zu dürfen. Der Glaube will etwas Frohmachendes sein. Besonders freue ich mich, wenn das Miteinander mit den Gläubigen – mit Gottes Hilfe – beiträgt zur gegenseitiger Bereicherung und Stärkung im Leben und im Glauben.

Welches ist die Kernaufgabe Ihrer Funktion?
Viel von dem, was ich tun und sein sollte, könnte ich überhaupt nicht tun und sein, nicht in erster Linie aus zeitlichen Gründen, sondern aus Gründen der Kompetenz. Viele helfen mir, dass ich der Kernaufgabe des priesterlichen Dienstes, nämlich der Verkündigung und der Feier der Sakramente, gut bewältigen kann. Ich versuche immer mehr eine gute Prioritätensetzung und Einteilung zu lernen, nicht überall „sein zu müssen“, dafür dort, wo ich bin, ganz. Denn, wenn’s dir nicht gut geht, dann haben auch die anderen nichts davon: nicht primär von dir, sondern von der Sache. Und die ist zu kostbar und zu schön, als dass sie unter ihrem Wert „verkauft“ würde.


 

Ulrich Fistill

  • geb. 22. 09. 1967 in Bruneck
  • Studium der Theologie in Brixen und der Bibelwissenschaften in Rom und Jerusalem
  • am 27. 06. 1992 in Brixen zum Priester geweiht

Hochschulprofessor

Wenn man mir zu Seminarzeiten gesagt hätte, dass ich eines Tages an der Hochschule unterrichten werde, hätte ich geantwortet: „Ihr seid total verrückt!“ Aber dann kam es anders als gedacht und Bischof Egger beauftragte mich zum Bibelstudium. Schon während meines Studiums habe ich gemerkt, wie spannend und vielfältig die Bibel ist. Seitdem ist die Bibel sozusagen „mein Leben“. Als Hochschulprofessor kann ich mein Wissen und - ich denke - auch meine Begeisterung für die Heilige Schrift weitergeben und vertiefen; und auch meine seelsorgliche Tätigkeit kommt dabei nicht zu kurz.


 

Mario Gretter

  • geb. 23. 07. 1971 in Meran
  • Studium der Theologie in Brixen und Rom, Lizenziat der Fundamentaltheologie in Rom, Arabisch und Islamistik in Rom und Kairo
  • am 29. 06. 1996 in Brixen zum Priester geweiht

Pfarrer der Dompfarre Maria Himmelfahrt Bozen und der Pfarrei zum hl. Josef Bozner Boden, regionaler Verantwortlicher für Ökumene und interreligiösen Dialog, Assistent des Generalvikars in Angelegenheiten des Klerus

Warum haben Sie als Priester diese Aufgabe/Funkton übernommen?
Vor etwa 10 Jahren erhielt ich von Bischof Karl Golser den Auftrag, mich um die Pfarreien des Doms und des Bozner Bodens im Hinblick auf die italienische Seelsorge zu kümmern. Ich bin im Pfarrleben aufgewachsen, und deshalb ist für mich die Aufgabe als Priester immer mit meinem Engagement in der Kirche, im Oratorium und in der Pfarrei verbunden gewesen.

Was ist das Spannende daran?
Was mich im Pfarrleben, in meiner Aufgabe als Pfarrer am meisten beeindruckt und anspornt, ist die Tatsache, dass ich mit allen Lebensbereichen der Menschen in Berührung komme. Angefangen von der Erwartung eines neuen Lebens bis hin zur Begleitung derer, die zurückbleiben, nachdem sie einen geliebten Menschen  verabschiedet haben. Es ist ein wahres Eintauchen in alle Facetten des Lebens und die Möglichkeit, sehr persönliche und kostbare Momente gemeinsam zu erleben. Ich versuche, den Menschen,  Gottes Liebe aufzuzeigen und dass seine Barmherzigkeit für alle da ist, um zu erleuchten, um den Freuden und Sorgen eines jeden Menschen einen Sinn zu geben.

Welches ist die Kernaufgabe Ihrer Funktion?
Meine Hauptaufgabe als Pfarrer ist es, das Wort Christi zu verbreiten und den Leib Christi zu brechen, so dass jeder Führung und Unterstützung findet, wenn es darum geht, sich der Schönheit, aber auch der Last des Lebens zu stellen. Ich versuche,  trotz meiner eigenen Zerbrechlichkeit, Zeuge dieser Begegnung, dieser Umarmung zu sein, die Gott für jeden von uns hat.


 

H. Karl Blasbichler CanReg

  • geb. 11 .02. 1968 in Brixen
  • Studium der Theologie in Brixen
  • am 25. 06. 1994 in Brixen zum Priester geweiht

Augustiner Chorherr und Pfarrer von Neustift

Ich gehöre zur Gemeinschaft der Augustiner Chorherren und bin Pfarrer von Neustift. Als junger Mann vernahm ich den Ruf Jesu Christi, Ordenspriester zu werden und bin ihm gefolgt. Menschen auf ihrem Glaubensweg zu begleiten und die Sakramente mit ihnen zu feiern, erfüllt mich mit großer Freude. Das Spannende dabei ist, immer wieder zu beobachten, wie Gott selbst am Werk ist. Es braucht selbstverständlich Bemühen und Einsatz, aber das Eigentliche wirkt Gott. Dies darf ich als Pfarrer immer wieder erfahren und das stärkt und ermutigt mich jeden Tag. Ganz besondere Augenblicke der Freude erlebte ich bei 9 Weltjugendtagen der katholischen Kirche.


 

P. Shenoy Maniyachery Varghese SVD

  • geb. 06. 01. 1985 in Kerala (Indien)
  • Studium der Philosophie in Bhopal (Indien) und der Theologie in Sankt Augustin bei Bonn (Deutschland)
  • am 21. 06. 2015 in Neuburg a. d. Donau (Deutschland) zum Priester geweiht

 

Warum haben Sie als Priester diese Aufgabe/Funktion übernommen?
Weil ich an Gottes Führung glaube und mich unter seine Führung stelle. Dadurch fühle ich mich dazu berufen. Die Menschen liegen mir am Herzen und sie brauchen Begleitung. Es einfach ist schön. Natürlich haben die Verantwortlichen der Diözese Bozen- Brixen und die unserer Steyler Ordensgemeinschaft mich gefragt. Wir sind gerufen Zeugnis zu geben für Jesus und auch von dem, was uns wichtig ist und was uns trägt.

Was ist das Spannende daran?
Ein Zeugnis für Jesus in der heutigen Zeit zu geben. Darin liegt schon viel Spannendes. Spannendes liegt auch darin, dass wir eine authentische und verständliche Sprache der Jugendlichen sprechen und an deren Lebens- und Glaubenserfahrungen anknüpfen.

Welches ist die Kernaufgabe Ihrer Funktion?
Auf Jesus zu verweisen, Freude zu wecken, Menschen zu begeistern und sie in ihrer Suche nach Gott und nach Sinn auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten. Also Wegweiser und Wegbegleiter zu sein.


 

Michael Horrer

  • geb. 17. 02. 1984 in Schlanders
  • Studium der Theologie und Philosophie in Brixen und Rom
  • am 27. 06. 2010 in Brixen zum Priester geweiht

Privatsekretär des Bischofs, Weihenotar, ehemaliger Kooperator in Sterzing und Leifers 

Warum haben Sie als Priester diese Aufgabe/Funktion übernommen?
Für diese Aufgabe wird man vom Bischof persönlich ausgewählt. Sicher braucht man dazu auch die entsprechenden Talente und Fähigkeiten wie Organisationstalent, Freude an der Liturgie, Kontaktfreudigkeit und vieles mehr. Diese wird der Bischof wohl in mir entdeckt haben.

Was ist das Spannende daran?
Ich beobachte das Geschehen in unserer Diözese und unseren Pfarreien von einem besonderen Blickwinkel aus. Bei den vielen Begegnungen des Bischofs in unserer Diözese erlebe ich sehr viel Positives und Erfreuliches, vor allem wie Glaube in der heutigen Zeit gelebt und weitergegeben wird.

Welches ist die Kernaufgabe Ihrer Funktion?
Ich stehe in Kontakt mit den Pfarreien und bereite alle bischöflichen Liturgien vor. Ich bin sozusagen bischöflicher Ansprechpartner in liturgischen Fragen.


 

Fabian Tirler

  • geb. 16. 06. 1979 in Bozen
  • Studium der Theologie und Philosophie in Brixen und Padua und seit 2016 Studium des Kirchenrechts in Rom
  • am 26. 06. 2004 in Brixen zum Priester geweiht

Kanzler im bischöflichen Ordinariat, Direktor des Foedus Sacerdotale und Seelsorger

 

Die Tatsache, dass umgangssprachlich jeder Priester als „Pfarrer“ bezeichnet wird, zeigt, dass in der Wahrnehmung der Menschen ein Priester normalerweise in der Gemeindeseelsorge tätig ist und meistens auch eine Pfarrei – oder heutzutage mehrere – leitet. Auf mich trifft das nicht zu: Ich bin Priester, aber nicht Pfarrer. Nach zwei Jahren als Kooperator (Mitarbeiter) in der Pfarrseelsorge wurde ich vom Bischof zum Spiritual im Vinzentinum und später dort auch zum Regens ernannt. Meine Aufgabe war die religiöse Begleitung der Jugendlichen in Schule und Internat und als Regens die Gesamtleitung des Hauses – ein verantwortungsvoller Dienst, der mir viel Freude gemacht hat. Gegenwärtig mache ich im Auftrag der Diözese in Rom ein Doktoratsstudium im Fach Kirchenrecht.


 

P. Pire Irsara SVD

  • geb. 27. 06. 1950 in Badia
  • Studium der Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Gabriel in Mödling bei Wien (Österreich)
  • am 12. 05. 1979 in Mödling zum Priester geweiht

Steyler Missionar in Chile, Pilgerbetreuer in Oies und nunmehriger Pfarrer von Rodeneck, Meransen und Vals

Warum haben Sie als Priester diese Aufgabe/Funktion übernommen?
Mich hat immer die Mission interessiert und ich wollte in die Mission gehen, bewegt und inspiriert auch durch das Vorbild des hl. Josef Freinademetz. Mein Anliegen war, unter den einfachen Menschen zu sein. Das war allerdings nicht immer so in den 18 Jahren meiner Missionstätigkeit in Chile. Verschiedene lehrreiche und auch nicht immer leichte Bereiche waren mein Arbeitsfeld: Pfarrei, Schule, Priesterseminar und Mission auf dem Land, in Gegenden, wo selten einmal ein Pfarrer auf Besuch kommen konnte.

Bis ich dann von meinem Ordensoberen der Steyler Missionare zurückgerufen wurde, um im Geburtshaus des hl. Josef Freinademetz in Oies/Abtei als Pilgerbetreuer, als Jugendseelsorger des Dekanats Gadertal und als Aushilfsseelsorger im gleichen Dekanat zu arbeiten. Auch der Aufenthalt in Oies, der Heimat des Heiligen, hatte eine Dauer von 18 Jahren. Es war eine sehr schöne und dankbare Zeit, verbunden mit vielen Begegnungen von Menschen, die in ihren vielfältigen Anliegen die Fürsprache des Heiligen bei Gott suchten. 

2015 wurde ich an einem Gründonnerstag nach der Chrisam-Messe in Brixen vom damaligen Generalvikar Lic. Josef Matzneller gefragt, ob ich bereit wäre eine Pfarrei zu übernehmen. Es war vielleicht der richtige Augenblick, etwas Neues anzufangen, neue Aufgaben zu übernehmen, um nicht Gefahr zu laufen, in eine Jahraus-Jahrein-Routine hineinzuschlittern. Mir war bewusst, dass dieser Wechsel wieder eine neue Herausforderung bedeuten würde, dass es mir aber auch gut tun würde, eine neue Aufgabe zu beginnen. Nach einigen Überlegungen habe ich dann mit Zustimmung meines Ordensoberen zugesagt und die Pfarreien Rodeneck, Meransen und Vals übernommen.

Was ist das Spannende daran?
Jeder Wechsel war für mich die Erfahrung von neuen Ansatzpunkten, neuen Herausforderungen, begleitet auch von einer gewissen Angst, ob es mir gelingt, das Neue zu verwirklichen. Aber gerade das ist es, was das Leben interessant und spannend macht, und für diese neuen Erfahrungen bin ich sehr dankbar, denn ich erachte sie als großes Geschenk.

Welches ist die Kernaufgabe Ihrer Funktion?
In allen drei Bereichen, in denen ich gearbeitet habe: Mission, Pilgerbetreuung und Pfarrseelsorge geht es im Grunde genommen immer um dasselbe: Da zu sein für die Menschen. Offen zu sein für ihre Anliegen. Zeugnis zu geben von einem Gott, der zu uns steht und mit uns geht, und die menschgewordene Liebe Gottes in Jesus Christus weiter zu sagen. Es ist auch eine schöne Aufgabe, den Menschen sagen zu dürfen, dass sie von Gott geliebt sind, dass Gott sie in seine Hand geschrieben hat und sie erlöste Menschen sind durch den, der von sich selber sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.