Mehr als 400 wechselvolle Jahre

Die Geschichte des Brixner Priesterseminars

Das Konzil von Trient (1545-1563) sprach sich für eine Erneuerung in der Priesterausbildung aus. Davon ausgehend wurden in den Diözesen Priesterseminar errichtet. In der Diözese Brixen wurde das Priesterseminar im Jahr 1607 durch den Bischof Christoph von Spaur gegründet. Es befand sich am Standort des heutigen Kassianeum. Im Jahre 1721 erhielt Caspar Ignaz v. Künigl vom Domkapitel das Pilgerhospiz der Kreuzesinsel, das bereits 1157 gegründet wurde. Künigl ließ in den Jahren 1764 bis 1771 das Gebäude umbauen und macht daraus das Priesterseminar. Franz Singer war der Baumeister, der das Priesterseminar, die Kirche und die Bibliothek in Brixen errichtet hat. 1772 wurde die Bibliothek dazu gebaut. Franz Anton Zeiller hat die Kirche und die Bibliothek des Priesterseminars mit Fresken bemalt. Im Jahre 1890 wurde das Seminar um einen Stock erhöht. 

Im Laufe des Ersten Weltkrieges diente das Seminar als Lazarett. Darunter litt das Gebäude sehr. Nach der Trennung Südtirols von Österreich wurden die Studierenden aus Nord- und Osttirol weniger. Ab 1938 blieben diese ganz aus. Während des Zweiten Weltkrieges äußerten sich die Professoren des Priesterseminars durchaus kritisch gegenüber dem Nationalsozialismus. Besonders schwierig war die Optionszeit. Sie verursachte große Unruhen und Spaltungen in der Bevölkerung des Landes. Regens Alois Steger und andere Professoren waren Dableiber, während sich Bischof Johannes Geisler und Generalvikar Alois Pompanin für das Weggehen aussprachen. Mit dem 24. Mai 1944 mussten die meisten Theologen des Priesterseminars zur Deutschen Wehrmacht einrücken. Im Oktober desselben Jahres wurde es wiederum Lazarett. Erst nach Beendigung des Krieges konnte das Seminar seinen eigentlichen Betrieb wieder gut aufnehmen.

1957 ließ Bischof Joseph Gargitter das Haus großzügig umbauen. 1962 eröffnete er die Cusanus Akademie in unmittelbarer Nachbarschaft des Priesterseminars. Die Erzdiözese Trient gab 1964 den deutschsprachigen Anteil ihres Gebietes ab. Die Diözese Bozen-Brixen war geboren. Die Dekanate von Cortina und Buchenstein gingen an die Diözese Belluno-Feltre. Der Bischofssitz wurde von Brixen nach Bozen verlegt. Das Priesterseminar blieb weiterhin in Brixen.

Im Jahr 1976 entsteht in der Amtszeit von Bischof Joseph Gargitter die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen, in der nun als Studienort nicht nur Priesteramtskandidaten ausgebildet werden, sondern auch Frauen und Männer, die sich für einen kirchlichen Beruf entscheiden oder Interesse an philosophischen und theologischen Fragestellungen haben.

2007 feierte das Brixner Priesterseminar sein 400-jähriges Bestehen. Im folgenden Jahr fungierten die Räumlichkeiten des Seminars als Urlaubsdomizil Papst Benedikts XVI.

Im Jahre 2011 wurde der vormalige Regens des Priesterseminars Ivo Muser zum neuen Bischof der Diözese Bozen-Brixen geweiht. Sein Nachfolger Michele Tomasi trat 2019 ebenfalls sein Bischofsamt an und wurde zum Oberhirten der Diözese Treviso geweiht.